Parkettrenovierung leicht gemacht

So wird aus der Mammutaufgabe ein Stück Heimwerkerarbeit


Bei dem Gedanken an eine Renovierung des alten Holzparketts im Wohn- oder Esszimmer wird einem schnell Angst und Bange, kostet eine professionelle Aufarbeitung durch einen Handwerker doch bis zu 1000 € für 25 m2. Aber mit der richtigen Anleitung, ein paar Tipps und Tricks und dem richtigen Gerät, wird aus dieser Mammutaufgabe ein machbares Stück Heimwerkerarbeit. Zum Glück stand uns Björn Neuburger von Team Neuburger Rede und Antwort zum Thema Parkettrenovierung. Seit über 40 Jahren verrichten er und sein Team Qualitätsarbeit, wenn es um die Aufarbeitung alter Holzböden geht. Bis vor kurzem war das Team noch im Sauerlandkreis bei Neuenrade tätig, nun sind sie umgezogen nach Solingen und renovieren Holzböden im Siegerland.

Vorab sei gesagt, dass es von Anfang an auf den richtigen Schliff ankommt, denn in vier Schleifschritten wird das Parkett mit verschiedenen Körnungen zu neuem Glanz gebracht.



Dafür braucht ihr die folgenden Materialien:






1. Vor dem ersten Schliff: Das Parkett richtig vorbereiten

Bevor ihr euch frohen Mutes an die Schleiferei machen könnt, muss der Boden erst richtig vorbereitet werden! Hierzu müssen die Sockelleisten entlang der Wände und die Übergangsleisten in den Türen entfernt werden. Mit einem Schlitzschraubendreher lassen sich die kleinen Stifte, mit welchen die Sockelleisten an die Wand genagelt sind, meist am besten aus den Leisten und dem Boden entfernen. Sollten Stifte abgebrochen sein, kann die Leiste auch einfach abgezogen und der verbleibende Rest in die Wand gehämmert werden. Insbesondere bei älteren Böden kann es vorkommen, dass die Sockelleisten direkt auf das Parkett genagelt sind. In diesem Fall müssen die Stifte unbedingt entfernt werden, da es sonst beim Schleifen zu Funkenbildung, und somit zu kleinen Brandflecken auf dem Parkett kommen kann. Nach dem Entfernen der Leisten sollte unmittelbar vor dem ersten Schleifschritt der Boden noch einmal abgesaugt werden, um jedwede Staubreste oder Steinchen vom Parkett zu entfernen. Diese können sich unter dem Schleifpad sammeln und durch ungleichmäßiges Schleifen Rillen in das Parkett ziehen.

Und noch ein letzter Tipp von Björn Neuburger bevor es richtig los geht: Schuhe mit schwarzer Gummierung können mit ihrem Abrieb zu unschönen Streifen im geschliffenen Parkett führen - daher am besten für Turnhallen geeignete Turnschuhe nutzen oder die Füße gut hochheben!


2. Der Grobschliff

Sind alle Leisten und Verunreinigungen vom Boden entfernt muss zuerst die erste Schleifrichtung für den Grobschliff festgestellt werden. Hier gilt die Regel: Vom Licht weg und quer zur Verlegerichtung. Mit der Verlegerichtung ist die Richtung gemeint, in welcher die Flucht der einzelnen Dielen liegt. Bei Fischgrät-, Mosaik-, und Tafelparkett gibt es daher keine Verlegerichtung.  Idealerweise schleift man also vom hellsten Fenster eines Raumes im 45° Winkel zur Flucht der Parkettdielen in Richtung der gegenüberliegenden Wand.

Für den Grobschliff sollte ein Walzenschleifer mit einem Schleifband der Körnung 40 genutzt werden. Ist das Parkett versiegelt oder weist tiefere Riefen auf, kann auch eine 24er Körnung verwendet werden. Nun wird eine Bahn in der oben genannten Richtung mit dem Walzenschleifer in gleichmäßigem Tempo abgefahren, an der Wand wird die Maschine gedreht und auf derselben Bahn zurückgeführt. Der dadurch entstandene doppelte Schliff vermeidet später sichtbaren Rillen, die durch ungleichmäßiges Schleifen in Lichtrichtung entstanden sein können. Ist diese erste Bahn vollendet wird der Walzenschleifer erneut umgedreht und die zweite Bahn wird parallel zur ersten Bahn gezogen. Hierbei müssen die Bahnen um 10 bis 15 cm überlappen, um sicherzustellen, dass keine ungeschliffenen Bereiche zwischen den Bahnen übrigbleiben. In den Zimmerecken bleiben aufgrund des Platzes, die der Walzenschleifer mit Ihnen einnimmt, einige Quadratmeter ungeschliffen. An diesen Stellen muss mit einer Schleifbahn zum Fenster hin begonnen werden, der Walzenschleifer muss an dieser Stelle ganz besonders sanft auf den Boden abgesetzt werden, um ein gleichmäßiges Bild im Schliff zu wahren.

Ebenso bleiben kleine Streifen entlang der Wände ungeschliffen. Hier kommt der Kantenschleifer zum Einsatz. Verwendet wird dieselbe Körnung wie auf dem Walzenschleifer. Die Maschine wird in gleichmäßigen, kreisenden Bewegungen am Rand entlanggeführt. Um zu überprüfen, ob man dieselbe Schleifebene wie mit dem Walzenschleifer erreicht hat, kann man den Kantenschleifer vom Parkett nehmen und aus einiger Entfernung nach dunkleren, noch ungeschliffenen Stellen suchen. Bleiben selbst jetzt noch kleine Ränder an unzugänglichen Stellen, wie z.B. an einem Kamin übrig, kommt die Ziehklinge zum Einsatz. Diese kleine Klinge funktioniert wie ein Rasierer. Sie wird an der äußersten Kante auf dem Parkett angesetzt und zum Körper gezogen. In zwei bis vier Wiederholungen wird so die oberste Schicht des Parketts abgetragen. Anschließend könnt ihr mit einem Stück Schleifpapier derselben Stärke, wie sie im Grobschliff verwendet wurde, mit der Hand die Stelle nachschleifen.

Als letztes müssen alle Maschinen aus dem Raum entfernt und der Boden erneut mit einem Staubsauger vom Schleifstaub befreit werden.


4. Mittelschliff: 60er Körnung

Nach dem Grobschliff folgt der Mittelschliff mit einer etwas feineren Körnung. Der hierbei entstehende Staub wird später noch für den Fugenkitt benötigt! Auch hier gilt es wieder vom Licht weg zu arbeiten. Nun allerdings quer zur Schleifrichtung des Grobschliffs. Das richtige Gerät sind hier der Walzenschleifer, oder ein ausreichend schwerer (25 kg oder mehr) Tellerschleifer. Der Tellerschleifer liefert aufgrund seines sich drehenden Schleifbandes am Ende das schönere Schleifbild. Ebenfalls wie beim Grobschliff wird wieder in überlappenden Bahnen gearbeitet. Auch hier müssen die Kanten, welche nicht mit dem großen Gerät erreicht wurden, mit dem Kantenschleifer nachgearbeitet werden.


5. Unebenheiten ausgleichen - Fugenkitt (optional)

Eine Behandlung des Parketts mit Fugenkitt nach dem Mittelschliff ist kein Muss, liefert aber am Ende ein einheitlicheres und optisch ansprechenderes Resultat als ein unbehandelter Boden. Der Fugenkitt dient dem Verschluss kleinerer Fugen zwischen Parkettdielen oder -stäbchen und dem Ausgleich tieferer Macken, die durch den Schliff allein nicht zu beseitigen sind.  Zum Anrühren des Fugenkitts braucht ihr einen Anrührbecher (bspw. Gipsbecher), Fugenkitt (vom Profi empfohlen: Fugenkitt von Bona Home), eine breite Glattkelle aus Aluminium oder Stahl und den Schleifstaub aus dem Mittelschliff. Den Schleifstaub könnt ihr einfach zusammenfegen oder (falls vorhanden) aus der automatischen Absaugvorrichtung der Schleifmaschine nehmen. Im Anrührbecher verrührt ihr zwei Kellen Schleifstaub nach und nach mit Fugenkitt, sodass eine cremige, beinahe teigartige Masse entsteht. Falls die Masse beim Auftragen trocken wird ist das kein Problem: Einfach zurück in den Anrührbecher und mit Fugenkitt strecken.

Das beste Resultat wird mit einem ganzflächigen Auftrag des Fugenkitts erreicht, es ist aber auch möglich nur Stellen im Parkett mit Rillen und Macken aufzuarbeiten. Aufgetragen werden sollte der Kitt in gleichmäßigen, halbkreisförmigen Bewegungen mit Hilfe der Glattkelle. Überschüssiger Kitt kann einfach mit der Kelle aufgenommen werden, nicht mit einem nassen Lappen. Abhängig vom Produkt ist der Kitt nach 30 bis 60 Minuten weitestgehend getrocknet. Nun muss das Parkett auf etwaige überstehende Kanten des Fugenkitts überprüft werden. Diese können ganz einfach mit der Ziehklinge entfernt werden.


6. Feinschliff: 120er Körnung

Ist der Fugenkitt getrocknet, kann der Feinschliff erfolgen. Für die beste Optik empfiehlt sich eine 120er Körnung, geschliffen mit einem Tellerschleifer, aber auch eine 100er Körnung und ein Walzenschleifer sind geeignet. In diesem Schritt empfiehlt es sich erst die Kanten mit dem Kantenschleifer vorzuarbeiten, um dann, wie beim Grobschliff, vom Licht weg und in sich überlappenden Bahnen mit dem Tellerschleifer die große Fläche des Raumes abzuarbeiten. Auch wenn die Verfahrensweise genau dieselbe ist wie zuvor, muss insbesondere beim Tellerschleifer auf eine gleichmäßige Bewegung geachtet werden, um keine Unregelmäßigkeiten im Schliff zu produzieren.

Wenn das Parkett nicht versiegelt werden soll, kann jetzt ein Wachs oder Öl aufgetragen werden - aber wir machen weiter! Ein versiegeltes Parkett ist wesentlich unempfindlicher gegenüber Alltagseinflüssen wie z.B. dem Verrücken von Möbeln oder Feuchtigkeit und Wasser.


7. Grundieren und ersten Lasur

Grundieren:  Für die folgende Grundierung und Lasur werden eine Parkettrolle (hier empfiehlt sich auch Bona) mit Teleskopstab und Grundierung benötigt. Die Parkettrolle sollte an ihren Seiten über Plastikkappen verfügen, welche für einen gleichmäßigen Abstand der Rolle zum Parkett sorgen. Die Grundierung wird in einer 1 bis 1,5 m langen Spur direkt auf das geschliffene Parkett gegossen und anschließend mit der Parkettrolle über Kreuz verrollt. Hier muss ganz besonders darauf geachtet werden, dass die Rolle ohne Druck über das Parkett geführt wird. Ist die gesamte Grundierung der Bahn aufgebraucht wird noch einmal abschließend in Verlegerichtung über die grundierte Stelle gerollt. Stellen, die nicht mit der Rolle erreicht werden können, müssen mit einem Lackierpinsel auf Acrylbasis per Hand grundiert werden. Damit die Grundierung in das Parkett einziehen kann, müssen Zugluft und direktes Sonnenlicht vermieden werden. Eine offene Tür reicht aus, um geruchsintensivere Ausdünstungen abzuleiten.


Lasur: Ist die Grundierung in das Parkett eingezogen, müssen Boden und Wände vom Schleifstaub befreit werden. Setzt sich dieser in der anschließenden Lasur fest, führt dies zu einer sandpapier-ähnlichen Optik. Beim Auftragen der Lasur wird genauso vorgegangen wie bei der Grundierung, auch hier darf nicht mit Druck gearbeitet werden.

Bevor die Renovierung des Parketts fortgesetzt werden kann, muss die Lasur trocknen! In der Regel ist eine Weiterverarbeitung nach ca. 12-24 Stunden möglich, die genauen Zeiten sind auf den verwendeten Lasuren angegeben.

Tipp: Arbeitet so, von den Wänden aus, dass ihr mit der letzten Bahn an der Tür des Raumes auskommt. So müsst ihr nicht noch einmal über den gerade lasierten Boden laufen.


8. Endschliff

Es ist fast geschafft! Durch die Lasur kann es zu einer Aufstellung der Holzfasern in der oberen Schicht des Parketts kommen, deswegen erfolgt nun noch ein zweiter Feinschliff mit dem Tellerschleifer und 120er Körnung: Bei diesem Schliff ist es nun egal, ob man vom Licht wegarbeitet, nur die Verlegerichtung sollte beim Schliff beibehalten werden. An unerreichbaren Stellen kommt noch einmal der Kantenschleifer zum Einsatz. Ist der Schliff beendet, treten Sie vom Parkett zurück und überprüfen Sie die Gleichmäßigkeit des Schliffes. Fallen Stellen auf, an welchen der Schliff nicht durchgängig ist, können diese mit dem Kantenschleifer ausgebessert werden.


9. Zweite Lasur & Pflegetipps

Nun folgt die finale Lasur, dazu muss der Raum erneut von Staub befreit werden, es gilt dieselbe Vorgehensweise wie bei der ersten Lasur. Zugluft und direktes Sonnenlicht sollten unbedingt vermieden werden. Nach 24 Stunden ist der Boden begehbar und Möbel können abgestellt werden. Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen sind, können die Übergangsleisten wieder angebracht werden.

Um zu gewährleisten, dass das Ergebnis der aufwendigen Renovierung auch von Dauer ist, empfiehlt Björn Neuburger das Parkett in den ersten 14 Tagen so wenig wie möglich zu strapazieren, denn so lange dauert es, bis sich die Lasur in das Holz gearbeitet hat.  Während dieser Schonfrist, reagiert der Boden noch empfindlich auf das Verrücken von Möbeln, einen Teppich oder Schuhe mit Absätzen. Noch ein paar Tipps für die spätere Reinigung: Scharfe Chemikalien sollte unbedingt vermieden werden, das Parkett kann einfach mit einem nebelfeuchten Tuch abgewischt werden, ggf. kann Parkettpflegemittel zum Einsatz kommen (Auch hier: Bona Home).